Über uns

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Oktober 25, 2022 Uncategorized @tr 0

Der Putschversuch im Juli 2016 hat das politische und gesellschaftliche Klima in der Türkei auf den Kopf gestellt. Noch bevor überhaupt klar war, was gerade passierte, hatte die Regierung die vermeintlichen Verantwortlichen des Putschversuchs identifiziert. Prompt wurden sie an den Pranger gestellt. Es folgten Verhaftungen. Aber auch Entlassungen aus dem Staatsdienst und dem privaten Sektor wurden zur Regel.

Mittlerweile wurden nach offiziellen Angaben 146,634 Personen des Amtes enthoben, über 126,778 Menschen in Untersuchungshaft gesetzt und 59,254 Personen verhaftet (darunter über 17,000 Frauen und über 700 Babys und Kleinkinder). Den offiziellen Zahlen zufolge beteiligten sich 8.651 Menschen am Putschversuch.

Inhaftierungen erfolgen in vielen Fällen aufgrund von unklaren Anklagen und Beweisen. Personen können aufgrund blosser Anschuldigungen und Denunziationen durch dritte Personen in den Fokus der Behörden geraten. Es genügt sogar, eine Ein-Dollar-Note mit einem „F“ zu besitzen.

Mehrere Tausend Menschen mussten aus Angst vor Inhaftierung das Land verlassen. Selbst diejenigen, die auf der Flucht sind, müssen mit Verfolgung rechnen. So gibt es bereits mehrere Fälle von Entführungen aus dem Ausland, die in internationalen Medienberichten festgehalten wurden.

Seit mehreren Monaten besteht ein Ausnahmezustand, in dem der Rechtsstaat ausser Kraft gesetzt wurde und mit Dekreten Menschenrechte verletzt werden. Das Willkür-Regime hat sich fest etabliert. Zudem wurde die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) seit mehreren Monaten ausgesetzt.

Die Folgen der eben genannten Dekrete sind: Enteignungen, Inhaftierungen, Diskriminierungen, Diffamierungen. Die direkt Betroffenen finden weder eine Alternativanstellung noch verfügen sie über eine Sozial- oder Krankenversicherung, Teile der Sanktionen umfassen auch Verwandte sowie Ehepartner und Kinder. Somit werden den Menschen die existentiellen Grundbedürfnisse entzogen. Ein führender Funktionär der türkischen Regierungspartei empfiehlt den Betroffenen (sarkastisch), Baumwurzeln zu essen. Auch Menschen im Exil sind auf Hilfe angewiesen.

Die herkömmlichen Hilfsorganisationen greifen diese Angelegenheit aufgrund ihrer politischen Brisanz nicht auf. Denn die Regierung geht auch gegen diejenigen rigoros vor, die den betroffenen Menschen helfen. So wurden Tätigkeiten von mehreren internationalen Hilfswerken nach staatlichen Repressionen eingestellt. Die Vielzahl der mittlerweile aus allen gesellschaftlichen Kreisen betroffenen Opfer bewegt uns, etwas zu unternehmen, damit das Leid von diesen Menschen gelindert wird.

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